Zero Waste Blog: Wie Mehrweg is(s)t Berlin?
Bei vielen Menschen gehört es zur Routine, morgens auf dem Weg zur Arbeit noch schnell einen Kaffee zu kaufen und sich in der Mittagspause um die Ecke eine Speise für to-go verpacken zu lassen. Was ganz normal zum Alltag vieler Menschen gehört, ist jedoch häufig mit ökologischen Schäden verbunden. In der Regel wird Plastik als Verpackung verwendet, welches nach der einmaligen Benutzung direkt entsorgt wird. Wer nach Mehrwegbehältern in Gastronomiebetrieben gefragt hat, hat in den letzten Jahren selten Erfolg gehabt. Und wer seine eigenen Boxen mitgebracht hat, wurde zumeist irritiert belächelt.
Zu Mehrweg verpflichtet
Seit 1. Januar 2023 ist die Mehrwegangebotspflicht für Speise- und Getränkeverpackungen für to-go in Deutschland in Kraft. Das bedeutet, dass gastronomische Betriebe wie Lieferdienste, Supermärkte, Cafés, Restaurants und Imbisse für ihre Speisen und Getränke für den Unterwegs-Verzehr auch Mehrwegbehälter anbieten müssen. Zudem ist vorgesehen, dass Kund*innen proaktiv über diese Möglichkeit aufgeklärt werden. Diese Pflicht gilt für folgende Geschäfte:
Kleine Betriebe, auf die diese Pflicht nicht zutrifft, müssen Kund*innen ermöglichen, mitgebrachte Behälter befüllen zu lassen.
Schaden durch Einwegverpackungen
Die Einführung dieser Regelung ist ein wichtiger Schritt, um die Abfallberge in Berlin zu reduzieren und die Umwelt zu schützen. Einwegverpackungen, wie Plastikbecher oder to-go-Schalen, sind ein wesentlicher Bestandteil des Müllproblems in Städten und verursachen erhebliche Umweltbelastungen. Sie werden oft nur einmal verwendet und achtlos auf den Boden geworfen. Viele dieser Einwegverpackungen gelangen in die Natur und zersetzen sich dort langsam. Als Mikroplastik verbleiben die Kunststoffstückchen im ökologischen Kreislauf, wo sie über Generationen Tieren und letztendlich auch Menschen schaden können. Selbst in der Plazenta von Gebärenden wurde Mikroplastik nachgewiesen.
Auffallend gut dank Mehrweg
Mehrwegbehälter hingegen können immer wieder verwendet werden, was den Verbrauch von Rohstoffen und Energie deutlich reduziert. Sie sind in der Regel aus stabilen Materialien wie Glas oder dickem Kunststoff hergestellt und können problemlos mehrere hundertmal benutzt werden, bevor sie recycelt werden müssen. Dies spart Ressourcen und verringert die Umweltbelastung erheblich.
Darüber hinaus bieten Mehrwegbehälter auch weitere Vorteile. Sie sind auf lange Sicht kostengünstiger als Einwegverpackungen, da sie immer wieder verwendet werden können und sich somit ihre Anschaffungskosten amortisieren. Auch können gastronomische Betriebe, die Mehrweg präsent bewerben, wie von der Mehrwegangebotspflicht vorgesehen, sich positiv von der Konkurrenz abheben und bei umweltbewussten Kunden punkten. Zudem sehen Mehrwegbehälter oft ansprechender und hochwertiger aus als Einwegverpackungen. Ein hübscher Kaffeebecher aus Porzellan oder Edelstahl macht auch den Kaffee zum Genuss und sorgt für ein angenehmes Trink-Erlebnis. Es ist zu erwarten, dass die Mehrwegangebotspflicht das Bewusstsein für den nachhaltigen Umgang mit Ressourcen stützen kann. Durch sogenannte Spillover-Effekte können sich neue Praktiken in einem Bereich auf andere Bereiche übertragen und damit das umweltbewusstere Konsumverhalten und eine Veränderung der Werte und Prioritäten in der Gesellschaft beschleunigen. Besonders Kund*innenfreundlich sind Poolsysteme wie von Vytal oder RECUP und REBOWL, welch ermöglichen, die Behälter an verschiedenen Läden abzugeben und das Pfand erstattet zu erhalten.
Nachgefragt?
Damit sich Mehrweglösungen durchsetzen, ist es nun von hoher Bedeutung, dass die Nachfrage nach Mehrweg steigt! Wir alle können mithelfen, indem wir Außer-Haus-Mahlzeiten und -Getränke immer in Mehrwegverpackungen bestellen und unsere Familie, Freunde und Bekannte ebenfalls dazu motivieren. Leider bieten aktuell (Stand März 2023) immer noch nicht alle Gastronomiebetriebe Mehrwegverpackungen an, wie Umfragen der Deutschen Umwelthilfe e.V. (DUH) und von Greenpeace e.V. () herausgefunden haben.
Ist Berlin bereit für Mehrweg?
Der BUND Berlin e.V. möchte den aktuellen Status-Quo für Berlin ermitteln, inwieweit Gastronomiebetriebe Mehrweg anbieten. Möchtet ihr uns unterstützen? Mit dieser Kurz-Umfrage könnt ihr uns berichten, bei welchen Gastronomiebetrieben die Mehrwegangebotspflicht bereits erfüllt wird und wo Nachbesserungsbedarf besteht. Hier geht es zum Fragebogen: https://www.bund-berlin.de/mitmachen/mehrweg-check/. Selbstverständlich berichten wir euch hier von den Ergebnissen!
Insgesamt ist die Mehrwegangebotspflicht ein wichtiger Schritt hin zu einer nachhaltigeren und umweltbewussteren Gesellschaft. Sie trägt dazu bei, Müll zu vermeiden, Ressourcen zu schonen und das Stadtbild zu verschönern. Durch die Wahl von Mehrwegverpackungen können wir alle unseren Teil dazu beitragen, eine bessere Zukunft für uns und kommende Generationen zu gestalten.