Initiative des Monats: Sneaker Rescue
Sneaker Rescue:
Insgesamt werden in Deutschland 1,35 Millionen Tonnen im Jahr an Textilien aussortiert[1]. Keine verwunderliche Menge wenn man bedenkt, dass sich die Kleidungsproduktion zwischen den Jahren 2000 und 2014 fast verdoppelt hat und jede*r Deutsche im Durchschnitt 60 neue Stücke pro Jahr kauft[2]. Einiges davon wird wahrscheinlich sogar nie etwas anderes als die Wände des Kleiderschranks sehen. Was nicht mehr gefällt, wird einfach entsorgt und dank der günstigen „Fast Fashion Industrie“ etwas Neues gekauft. Auch wenn einige Bürger*innen große Teile ihrer Kleidungsbestände regelmäßig spenden, ändert dies nichts an der Tatsache, dass ein längerer Gebrauch der Kleidung nicht nur Ressourcen, sondern auch CO2 sparen würde.
Aber auch hochwertige, heißgeliebte und gut gepflegte Teile werden unumgänglich irgendwann Gebrauchsspuren aufweisen. Um sich an einigen jedoch noch etwas länger erfreuen zu können, hat Hagen Matuszak im März 2018 das Unternehmen Sneaker Rescue (SR) gegründet. Ein Geschäft, das sich um abgetragene Sneaker kümmert, diese repariert und neu aufwertet. Damit möchte er mit seinem Unternehmen ein faires Geschäft für alle Beteiligten aufbauen und ein Zeichen gegen den Überkonsum unserer Generation setzen[3].
Im Interview mit ihm konnten wir noch etwas mehr über diese klasse Initiative erfahren. Seit der Gründung von SR, als sich Hagen Matuszak noch allein um alles kümmern musste, wuchs sein Team bereits auf zwischenzeitlich 4-5 Mitarbeiter*innen an. Gemeinsam reparieren sie aktuell pro Monat bis zu 250 Paar Schuhe (Stand November 2019).
Wer seine Schuhe bei SR reparieren lassen möchte, kann entweder über das Kontaktformular auf der Website eine Anfrage senden oder ganz bequem über WhatsApp Fotos mit den Problemstellen der Schuhe an das Unternehmen senden. Nach einem Kostenvoranschlag kann der Kunde die Schuhe anschließend direkt an das Unternehmen verschicken oder sie in Steglitz beim SIRPLUS Rettermarkt in eine Sammelbox legen. Ganz neu ist seit diesem Jahr der SR Laden in Neukölln, in dem nun auch von Dienstag bis Freitag persönlich vorbeigeschaut werden kann. Auf digitale Anfragen wird normalerweise innerhalb von drei bis vier Tagen geantwortet. Damit ist das SR-Team mittlerweile wieder „auf Kurs“, während es nach einem TV-Beitrag über SR bei Galileo und den anschließenden mehr als 600 Anfragen zu vorübergehenden Zeitverzögerungen bei der Beantwortung der Kundenanfragen gekommen war.
Bei den zur Reparatur verwendeten Materialien steht natürlich im Vordergrund, dass die entsprechende Optik der Sneaker erhalten bleibt. Allerdings wird, soweit möglich, auch veganer Kleber und Naturkautschuk verwendet. Für die Ersatzmaterialien „wäre es natürlich am besten, mit den entsprechenden Firmen zusammenzuarbeiten - aber das ist leider schwierig“, erklärt uns Matuszak. Aber es gibt auch Ausnahmen: Die Marke Ethletic stellt beispielsweise nicht nur Materialien zur Verfügung, sondern bietet auch 15 Prozent Rabatt auf die Reparaturdienstleistung bei ihren eigenen Schuhen an[4].
Hagen selbst gibt gar nicht so viel Geld für seine eigenen Sneaker aus - meint aber auch, dass man den Wert der Schuhe auch nicht an „einer Zahl, die davor steht“ festmachen dürfe. Ihm selbst gefalle nicht nur die Arbeit selbst, sondern auch, seinen Teil dazu beizutragen, dass Dinge wieder mehr wertgeschätzt werden können. Für die Zukunft wünscht er sich, dass „jeder wissen sollte, dass Sneaker zu reparieren cool ist und außerdem zeitgemäß“. Einen weiteren Wunsch – von jeder Reparatur einen Teil an die eigentlichen Arbeiter*innen zu spenden – hat er bereits zu Beginn des Jahres umsetzen können. Ab sofort spendet das Unternehmen von den Einnahmen jeder Reparatur einen Euro an den Verein SÜDWIND, welcher sich unter anderem für bessere Arbeitsbedingungen in der Schuhproduktion einsetzt[5].
Wir finden, dass Hagen Matuszak und sein Team von Sneaker Rescue mit ihrer Werkstatt die moderne Mode großartig mit dem Thema Wertschätzung und Nachhaltigkeit verbindet und wünschen ihm auch in Zukunft viele weitere Sneaker zum „Retten“.
[1] https://www.ndr.de/ratgeber/verbraucher/Wegwerfgesellschaft-Deutschland-Mode-Altkleider,kleidung170.html