Zero Waste News: Nur noch mit Mehrweg eintüten
Nur noch Mehrweg eintüten
Kann ein so sperriger Begriff wie „freiwillige Selbstverpflichtung“ tatsächlich zur Eindämmung der Plastiktütenflut beitragen? Im Juli 2016 wurde der Handel dazu aufgerufen, Plastiktüten an ihre Kunden nicht mehr kostenfrei auszugeben. Den Preis für die Tüten können die Händler selbst festgelegen. Einige Handelsunternehmen haben Einwegplastiktüten sogar komplett aus dem Sortiment genommen. Für viele Tütenarten gelten aber Ausnahmen: Kleine Obst- und Gemüsetüten gibt es zum Beispiel weiterhin umsonst. Bei den Tüten, die von der Vereinbarung betroffen sind, konnte der jährliche Verbrauch konnte von 68 Stück pro Einwohner im Jahr 2015 um etwa ein Drittel auf 45 im Jahr 2016 gesenkt werden.
Papiertüte? Die Alternative?
Die Papiertüte hat nur einen einzigen ökologischen Vorteil gegenüber der Plastiktüte: Achtlos in die Natur geworfen würde sie sich in relativ kurzer Zeit zersetzen. Doch wie oft kommt das in Deutschland tatsächlich vor? In der Regel werden beide Einwegtüten egal ob Plastik oder Papier einmal für das Nachhausetragen der Einkäufe genutzt. Dann landen sie im Restmüll oder werden im besten Fall nach dem Wurf in die Papier- bzw. Wertstofftonne recycelt. Unter diesen Umständen sind die negativen Umweltauswirkungen der Papiertüte aufgrund des höheren Material- und Ressourcenbedarfs sogar größer als bei der Einmal-Plastiktüte. Um die nötige Stabilität und Reißfestigkeit zu erreichen sind besonders lange Fasern nötig, die häufig nur aus Neumaterial gewonnen werden können.
Übrigens sind auch Einwegtüten mit der Bezeichnung „kompostierbar“, „biologisch abbaubar“ oder „aus Maisstärke“ oft keine umweltgerechtere Alternative. Die Kompostierung ist in den bestehenden Biogas- und Kompostanlagen laut Recherchen der Deutschen Umwelthilfe (DUH) häufig nicht ausreichend möglich. Im Vergleich sollen solche Tüten sogar höhere Umweltbelastungen als konventionelle Plastiktüten verursachen.
Was ist also die Lösung?
Mehrweg…Mehrweg…Mehrweg, man kann es nicht oft genug sagen. Dabei gilt, der beste Mehrwegbeutel ist derjenige, der bereits im eigenen Schrank hängt. Der höhere Aufwand zur Herstellung stabiler und langlebiger Mehrwegtaschen muss sich natürlich erst einmal gegenüber den leichten Plastiktüten amortisieren. Deshalb ist jede*r von uns gefragt, bei jedem Einkauf an den eigenen Beutel, den Einkaufskorb, Rucksack oder die Mehrweg-Klappkiste zu denken. Wenn es tatsächlich einmal um die Neuanschaffung einer Einkaufstasche geht, ist der stabile Beutel aus recyceltem Kunststoffgewebe laut DUH die umweltfreundlichste Alternative.
Und wenn möglichst viele Menschen immer daran denken, ihre Tasche mitzunehmen, können wir es schaffen, den jährlichen Plastiktütenverbrauch auf eine einstellige Zahl pro Kopf zu reduzieren. Das ist vor dem Hintergrund von aktuell immer noch 3,6 Milliarden Tüten pro Jahr in Deutschland immer noch eine große und wichtige Aufgabe.