Zero Waste Blog: Den Faden verloren..
Den Faden verloren…
Im Durchschnitt fallen im Leben einer Frau über 152 kg Müll an Tampons und Binden an. Das ist nicht nur eine beachtliche Menge an Abfall, sondern auch viel Kontakt mit den verschiedensten Kunst- und Giftstoffen während unserer Zyklen. Die meisten Tampons bestehen nämlich noch immer bis zu sechs Prozent aus Plastik, Binden sogar bis zu 90 Prozent aus rohölbasierten Kunststoffen[1] . Zwar gibt es mittlerweile eine große Auswahl an Bio-Tampons und -Binden, jedoch müssen auch für diese Einwegprodukte eine Menge Ressourcen aufgewendet werden.
Da für viele Frauen das Thema Periode immer noch sehr sensibel ist und auch ich das Thema „alternative Monatshygiene“ bis vor Kurzem noch gekonnt ignoriert habe, befasst sich der folgende Artikel nicht nur mit den verschiedenen Alternativen zu Einwegprodukten, sondern auch mit meinen persönlichen Erfahrungen.
Seit meiner ersten Periode habe ich Wegwerftampons verwendet. Über die jeweilige Größe habe ich mir in der Regel keine Gedanken gemacht und zusätzlich einfach Slipeinlagen verwendet. Über meine Regel gesprochen habe ich normalerweise auch nur, wenn ich doch einmal den Ersatztampon vergessen hatte - und auch dann nur leise und hinter vorgehaltener Hand.
Wieso habe ich diesem Thema, das so sensibel mit meinem eigenen Körper zusammenhängt und zu dem immer mehr Produkte auf dem Markt auftauchen, jahrelang so wenig Beachtung geschenkt?
Die Antwort ist vielschichtig: Zum einen war es schlicht und einfach bequemer, die bewährte Variante nicht neu zu überdenken und Alternativen zu testen. Zum anderen sind die meisten Produkte, abgesehen von der Menstruationstasse, zumindest in der Anschaffung recht kostenaufwändig. Doch der entscheidende Punkt war die Vorstellung, wie ich meine benutzten Binden mit mir herumtragen, oder eine Menstruationstasse in einer öffentlichen Toilette auswaschen müsste. Hinzu kam die Vorstellung, was mein Freund wohl davon halten würde, meine Binden regelmäßig auf der Wäscheleine oder in einem Glas im Badezimmer sehen zu müssen.
Rückblickend kommt es mir ein wenig lächerlich vor, mir derartig den Kopf darüber zerbrochen zu haben. Seit ich mich endgültig von Einwegtampons verabschiedet habe, verschwende ich an all das keine Gedanken mehr. Zum einen haben sich meine Befürchtungen, als unbegründet herausgestellt. Zum anderen finde ich es richtig ein Zeichen zu setzen, dass wir uns auf keinen Fall für unsere Periode schämen sollten. Die Periode ist einer der natürlichsten Vorgänge im Körper einer Frau und wir brauchen diese nicht zu verheimlichen. Erst recht nicht, wenn wir mit unserer Wahl der Monatshygiene unseren Körpern den Kontakt mit schädlichen Stoffen ersparen und zusätzlich eine ganze Menge Müll vermeiden können.
Da jeder Körper unterschiedlich ist, gibt es glücklicher Weise mehrere Alternativen zu Einwegprodukten:
Am nächsten kommt dem konventionellen Tampon der waschbare Tampon. Dieser besteht aus zusammengerolltem Stoff inklusive Rückholfaden. Diese können nach Benutzung gesammelt und anschließend in der Waschmaschine heiß ausgewaschen werden.
Die aktuell wahrscheinlich am meisten in den Medien beworbene Alternative ist die Menstruationstasse. Diese besteht aus Silikon und ist bereits ab 15 Euro erhältlich. Nach jeder Periode sollte sie ausgekocht werden und ist für einen Zeitraum von bis zu zehn Jahren nutzbar.
Doch auch Menstruationsschwämmchen können als Ersatz für Tampons dienen. Die Schwämmchen bestehen aus besonders feinporigen Naturschwämmen und können bei Bedarf zugeschnitten werden. Zum Desinfizieren werden sie vor und nach der Periode in Haushaltsessig eingelegt. Zwischendurch können sie mit Wasser ausgewaschen werden. Ihr Vorteil gegenüber waschbaren Tampons ist vor allem, dass es keinen Rückholfaden braucht.
Für Binden und Slipeinlagen gibt es in verschiedenen Formen, Farben und Größen waschbare Varianten, welche wie auch die Mehrwegtampons in der Waschmaschine gewaschen werden können.
Relativ neu sind außerdem die sogenannten Periodenslips. Diese haben im Schritt mehrere eingearbeitete Lagen, welche als Binden-Ersatz dienen. Jedoch sollte beim Kauf besonders auf die Inhaltsstoffe der Schichten geachtet werden, da einige Biozide beinhalten können. Diese können laut Umweltministerium u.a. zu allergischen Reaktionen führen und die Bakterienflora beeinträchtigen. Schlimmer noch ist, dass einige in Verdacht stehen, die Fruchtbarkeit zu gefährden[2].
Der Markt für die verschiedenen Produkte ist groß und die Preisspanne ebenfalls. Wichtig ist bei der Auswahl im Hinterkopf zu behalten, dass mit fast allen Alternativen langfristig Geld und vor allem Ressourcen gespart werden, auch wenn die Anschaffungskosten für besonders nachhaltige und fair gehandelte Produkte recht hoch sind. Stoffbinden können aber beispielsweise auch nach und nach angeschafft oder sogar selbst genäht werden.
Ich persönlich habe mich für eine Kombination aus waschbaren Binden und Menstruationsschwämmchen entschieden. Für den Transport der Binden habe ich eine kleine Tasche mit zwei Fächern - eins für saubere und eins für benutzte Binden.
Für mich steht nach meiner Recherche fest, dass die Wahl der Monatshygiene von jeder Frau von zwei Blickwinkeln betrachtet werden sollte: als Erstes der individuelle Bedarf des eigenen Körpers und als Zweites der Verbrauch an Einwegprodukten, sowie der daraus folgenden Müllproduktion und Ressourcenverschwendung.
Egal für welche Option Ihr Euch entscheidet, am wichtigsten ist es, offen zu sein für alternative Produkte, über das Thema Monatshygiene mit anderen zu sprechen und Gewohnheiten in Frage zu stellen. Wen das alles nicht überzeugt, der sollte zumindest einmal ausrechnen, wie viel Geld mit einer Umstellung gespart werden kann.
Ich fühle mich jedenfalls seit der Umstellung deutlich wohler während meiner Periode. Die Binden sind nicht nur weich und angenehm zu tragen, sondern ich fühle mich auch mehr mit meinem eigenen Körper verbunden - vor allem, weil ich kein Plastik mehr in ihn einführe. Am meisten aber freue ich mich, über meinen eigenen Schatten gesprungen zu sein und meine Überzeugung gegen Ressourcenverschwendung nicht mehr von falschen gesellschaftlichen Normen einschränken zu lassen.