Zero Waste Blog: Textiltrend 2020: Neues nicht mehr in Mode
Wer sucht noch gute Vorsätze für das neue Jahr? Wir hätten da einen Vorschlag: keine neuen Kleidungsstücke mehr kaufen! Hier erfahrt ihr, wie problemlos das geht und warum es eine hervorragende Idee ist.
Wer hätte das gedacht? Der Konsum von Textilien ist der viertgrößte Faktor beim ökologischen Fußabdruck der EU-Bürger*innen. Nur die Bereiche Lebensmittel, Wohnen und Verkehr verbrauchen mehr Ressourcen und Wasser. Einer aktuellen Studie der Europäischen Umweltagentur (EEA)[1] zufolge wurden in der EU im Jahr 2017 Textilien (inklusive Schuhe und Haushaltstextilien) verkauft, für deren Herstellung 1,3 Tonnen Rohmaterial und 104 Kubikmeter Wasser verbraucht wurden – pro Person! Mit 654 Kilo CO2-Äquivalent je EU-Bürger*in liegt der Textilsektor beim Treibhausgasausstoß auf Platz fünf und damit vor Bereichen wie Erholung, Kultur, Getränkeproduktion, Kommunikation und Bildung. Und das alles für die 26 Kilo Textilien, die wir durchschnittlich pro Kopf im Jahr konsumieren.
Von den Umweltkosten bekommen wir kaum etwas mit, denn sie entstehen überwiegend in anderen Teilen der Welt. Dort, wo Massen von Textilien billigst hergestellt werden. Wenn Textilien für die EU produziert werden, finden 85 Prozent des Rohstoffverbrauchs, 92 Prozent des Wasserverbrauchs und 76 Prozent des Treibhausgasausstoßes außerhalb der EU statt. Dass nicht nur die ökologischen, sondern auch die sozialen Rahmenbedingungen bei der Textilproduktion zum Schämen sind,[2] hat sich mittlerweile herumgesprochen, wird aber gern verdrängt. Wie sehr die Klamottenherstellung aus dem Ruder gelaufen ist, zeigt sich auf dem Altkleidermarkt: Die Sammelcontainer quellen über und die Verwerter beschweren sich über miese Qualität (Originalton eines Altkleiderhändler: „Aus so einem Dreck kann man nicht mal Putzlappen machen“).[3]
Jetzt wird alles anders
Aber Schluss mit den traurigen Fakten. Wir haben ein neues Jahr und die Möglichkeit, klamottentechnisch alles besser zu machen. Na ja, fast alles. Was wir in der Vergangenheit gekauft haben, hängt oder liegt noch im Kleiderschrank. Also lasst uns das Zeug so lange nutzen, wie es irgendwie geht. Nicht richtig nähen zu können oder keine Nähmaschine zu besitzen, muss nicht bedeuten, auf Reparaturen und Upcycling zu verzichten. Schließlich gibt es in Berlin sehr viele Möglichkeiten, sich helfen zu lassen. In Repaircafés, speziellen Nähcafés und natürlich auch ganz klassisch gegen Bezahlung in der Änderungsschneiderei.
Aber was, wenn wir manche Klamotten einfach nicht mehr sehen können? Wenn wir wissen, dass wir sie bestimmt nicht mehr tragen wollen? Nichts spricht dagegen, Kleidungsstücke zu verschenken, zu spenden[4] oder auf dem Flohmarkt[5] zu verkaufen (solange das nicht zu dem Zweck geschieht, Platz für Neuware zu schaffen …). Auch wer die Abwechslung liebt, kann aus dem Kleiderkaufbusiness aussteigen, schließlich finden in Berlin regelmäßig Kleidertauschpartys statt, dazu einfach die Suchmaschine des Vertrauens befragen (unser Bild zeigt übrigens eine Kleidertauschparty der Berliner BUNDjugend[6]). Und für die Menschen außerhalb der Großstadt gibt es Onlineplattformen zum Kleidertausch.[7]
Mit etwas Organisationsgeschick schafft man das Kunststück, immer andere Outfits zu tragen, nur wenig Platz für Textilien zu brauchen und – darauf kommt es vor allem an – nie wieder neue Kleidung kaufen zu müssen. Wäre das nicht ein guter Vorsatz für 2020? Manchmal ist es so einfach, die Welt zu retten.
Praxistipp: Hunderte Adressen rund um den nachhaltigen Umgang mit Kleidung in Berlin findet ihr auf Remap![8]
Ausstellungstipp: Fast Fashion. Die Schattenseiten der Mode, Museum Europäischer Kulturen (Berlin-Dahlem), noch bis 2. August 2020[9]
Foto: Björn Obmann
[1] https://www.eea.europa.eu/themes/waste/resource-efficiency/textiles-in-europe-s-circular-economy
[4] Zum Beispiel im neuen Textilhafen der Stadtmission: https://www.berliner-stadtmission.de/komm-und-sieh/kleiderspenden/kleiderspenden/textilhafen
[7] Zum Beispiel www.kleiderkreisel.de