Zero Waste Blog: #supportyourlocal und Müllvermeidung – geht das überhaupt?

Foto Essenlieferung

Seit Anfang November sind Gaststätten, Cafés und Restaurants wieder geschlossen und dürfen nur Speisen und Getränke außer Haus verkaufen. Wir wollen natürlich unser Ecklokal, unseren geliebten Sushiladen und auch das Café in der netten Seitenstraße unterstützen. Doch bei Essensabholung und -lieferung entsteht viel Verpackungsmüll: Aluschalen, Styroporboxen, Plastikschälchen oder fettige Pizzakartons.

Die Europäische Union hat beschlossen, ab Juli 2021 bestimmte Plastikgegenstände wie Besteck, Trinkhalme, Plastikteller oder Schalen und auch Verpackungen aus Polystyrol („Styropor“) zu verbieten, da es bereits viele nachhaltige und wiederverwertbare Alternativen dazu gibt[1]. Diese Produkte werden aufwendig hergestellt, aber meistens nur kurz genutzt und sind deshalb besonders schlecht für die Umwelt.

Was können wir jetzt tun, um Verpackungsmüll – vor allem Einwegplastik – zu vermeiden?

Was gibt es bei der Abholung oder Lieferung von Essen für Möglichkeiten, um Verpackungsmüll zu vermeiden?

Ein mittlerweile bekannter Klassiker ist der Thermobecher für Heißgetränke. Es gibt ein schier endloses Angebot an Thermobechern in verschiedenen Größen, Formen, Farben und Materialien, sodass bestimmt jede*r einen Lieblingskaffeebecher für sich findet. Durch die Corona-Maßnahmen ist es etwas unattraktiver geworden, den Thermobecher zu benutzen und einige Cafés sind vielleicht abgeneigt, einen fremden Gegenstand über den Tresen zu nehmen. Und dass obwohl der Lebensmittelverband selbst sagt, dass das auch in Pandemiezeiten hygienisch völlig unbedenklich ist[2]

Tipp: Will ein Café euren Becher nicht direkt befüllen, fragt gerne nach, ob sie euer Heißgetränk vielleicht in einem Kännchen oder einer Tasse zubereiten, die ihr dann selbstständig in euren Becher füllt.

 

Speisen mit dem eigenen Behälter abholen 

Ja, auch das geht: Sein bestelltes Essen in der eigenen Dose oder Schüssel mitzunehmen, ist auch während der COVID-19 Pandemie möglich! Der Lebensmittelverband Deutschland hat dazu ein Merkblatt veröffentlicht[3]. Darin wird zum Beispiel geraten, dass die mitgebrachten Behälter nicht direkt vom Servicepersonal angefasst werden, sondern von Kund*innen auf ein Tablett gestellt und nach dem Befüllen selbst wieder verschlossen werden.

 

Die Alternative: Mehrwegsysteme mit Pfand

Wer nicht die eigenen Behälter nutzen möchte oder auch keine geeigneten hat, kann vom Mehrweg-Pfand-System profitieren. Dabei kann gegen einen gewissen Pfandbetrag eine Schale oder Box verwendet werden. Diese kann dann mehrmals in bestimmten Restaurants verwendet oder auch wieder zurückgegeben werden. Die Reinigung übernehmen dabei auch die Restaurants. Obwohl gerade noch ein Nischenprodukt und als zu umständlich abgetan, erfreuen sich Mehrweg-Pfandsysteme immer größerer Beliebtheit. Darunter zum Beispiel:

-          reCIRCLE: Das Stuttgarter Unternehmen stellt gegen ein Pfand von 10€ Boxen zur Essensbefüllung in derzeit über 200 Restaurants in Deutschland bereit. Die Boxen können wiederverwendet oder auch zurückgegeben werden. In Berlin sind daran derzeit 8 Restaurants beteiligt, die auf der Webseite des Unternehmens einsehbar sind.

-          REBOWL: Das Pfandsystem RECUP hat sich bereits in vielen Cafés und (Bio)Märkten etabliert, nun wird es mit REBOWL auch auf Speisen ausgedehnt und ist deutschlandweit in vielen Städten verfügbar – natürlich auch in Berlin! Das Start-up aus München stellt mikrowellengeeignete und BPA freie Schalen zur Mitnahme von Speisen her, die gegen ein Pfand von 5 € genutzt werden können.

-          Tiffin Loop: Das Pfandsystem mit Edelstahlbehältern ist aktuell in 3 Lokalen in Berlin zu finden. Für 15 € Pfand bietet Tiffin Loop eine Box mit Henkel, die genutzt und anschließend auch wieder zum Restaurant zurück gebracht werden kann.



Und bei Essenslieferungen?

Wenn einen doch die Quarantäne erreicht (hoffentlich bei bester Gesundheit und nur zur Prävention), der Film zu spannend oder das Wetter zu regnerisch ist, denkt man vielleicht doch über eine Essenslieferung nach. Hier wird es verpackungsfrei sehr schwierig, plastikfrei ist jedoch möglich. Einige Restaurants haben schon umgestellt auf mehr Papierverpackung statt Styropor- und Aluschalen. Lust auf Pizza? Die kommt typischerweise im Pappkarton an. Aber Vorsicht: Verschmutzte und vor allem fettige Papierverpackungen gehören dann in den Restmüll und können somit nicht recycled werden! Das Unternehmen Pizzabow hat statt des Einwegpizzakartons eine stapelbare Mehrweg-Schale entwickelt, die wiederverwendet werden kann und damit bis zu 55% des Verpackungsmülls einspart.

Ein gänzlich verpackungsfreier und nachhaltiger Lieferdienst ist Holy Bowly, der erst vor kurzem gestartet ist und Mittagessen für das Home Office liefert.

Es ist gerade in Berlin also möglich, plastikfrei oder zumindest verpackungsarm Essen zu holen oder auch mal liefern zu lassen. Am meisten Spaß macht wohl immer noch der entspannte Restaurantbesuch, der auch das schönste verpackungsfreie Erlebnis ist.


von Magdalena Gutnik