Zero Waste Blog: Küchenabfälle verwerten - Ist die "No Waste"-Küche möglich?

Foto No Waste Küche

“Puh, der Biomüll ist ja schon wieder voll und stinkt, den muss ich schnell runter bringen.” Das ist ein wohl sehr oft gedachter und auch gesagter Satz in Berliner Haushalten. Pro Jahr schmeißen wir durchschnittlich 75 Kilogramm Lebensmittel pro Nase in den Müll[1].

Generell gilt: Die Biogut-Tonne ist ein wichtiger Baustein im Klimaschutz, wenn gut getrennt und gesammelt wird. Die organischen Abfälle können entweder zu Biogas vergoren und mittels Kompostierung als natürliches Düngemittel verwendet werden. Erst seit 2 Jahren gibt es in Berlin eine Verpflichtung zu einer Biogut-Tonne[2]. Diese ist zwar kostenpflichtig, aber deutlich günstiger als die Restmüll-Tonne. 75.000 Tonnen Bioabfälle werden in Berlin von der BSR pro Jahr in die Biogasanlage in Ruhleben gebracht, die BSR betreibt damit wiederum einen Teil ihrer Fahrzeugflotte[3]. In die Biogut-Tonne dürfen vor allem Lebensmittelabfälle und Grünschnitt. Zur Auffrischung und Erinnerung könnt ihr hier eine genaue Auflistung nachzulesen.

 

Es lohnt sich also, den Biomüll auch in die Biogut-Tonne zu werfen. Dennoch sollte es ein grundsätzlicher Ansporn sein, sein eigenes Müllaufkommen zu verringern. Neben den “üblichen” Strategien zur besseren Wertschätzung von Lebensmitteln (nur soviel einkaufen, wie gebraucht wird, Obst und Gemüse rechtzeitig essen, Geruchs- und Geschmackstest statt Mindesthaltbarkeitsdatum usw.) gibt es auch noch weitere Ideen Küchenabfälle zu verringern und somit Lebensmittel besser wertzuschätzen. Dabei können neue Gerichte entstehen - oder auch euer eigener Dünger! Hier einige Inspirationen zum Ausprobieren:



-       Rezeptideen statt Biotonne

Wer sein Obst und Gemüse wertschätzt, wird möglichst viel davon verwerten wollen. Die hier genannten Beispiele sind nur eine kleine Anregung in einer breiten Palette an Möglichkeiten und Rezepten.

-       Gemüsebrühe herstellen 

Aus Gemüseresten, lässt sich eine leckere Gemüsebrühe herstellen. Das geht ziemlich einfach und wird z.B. hier erklärt.

-       Iss das Grüne!

Die Blätter oder das Grün von z.B. Möhren, Radieschen und Co. sind essbar und müssen nicht im Biomüll landen. Sie können z.B. als Suppengrün, für Smoothies oder ein leckeres grünes Pesto verwendet werden. Der Brokkoli- oder Blumenkohl-Stunk eignet sich gut für Suppen und enthält viele Nährstoffe.

-       Schalen verwerten

Auch Schalen lassen sich noch weiterverwerten. Aus Kartoffelschalen kannst  du z.B. leckere Chips herstellen, solange die Schale unbehandelt und noch intakt ist. Zitrusschalen kannst du trocknen und als Früchtetee oder für einen Zitrusreiniger verwenden.

-       Pflegeprodukte und Reinigungsmittel herstellen

-       Apfelreste

Aus den Schalen und den Kerngehäusen von Äpfeln kannst du Apfelessig herstellen. Ein Rezept (von vielen) findet sich hier. Der Essig kann nicht nur den Salat würzen, sondern soll sowohl als Getränk, aber auch für Haut und Haare gesund sein - ein richtiges Wundermittel, das in keinem Haushalt fehlen sollte.

-       Kaffeesatz

Kaffeetrinker*innen “produzieren” das jeden Tag. Kaffeesatz hat viele mögliche Einsatzgebiete und muss deswegen nicht gleich weggeschmissen werden. Wegen seines hohen Phosphor-, Stickstoff- und Kaliumgehalts bietet sich Kaffeesatz als guter Dünger an für viele Zimmer- und Nutzpflanzen. Einfach etwas trocknen lassen und dann zur Erde geben. Er wirkt auch im Gießwasser gut gegen den hohen Kalkgehalt im Berliner Wasser, den manche Pflanzen nicht mögen.. Weiterhin kann Kaffeesatz für Hautpeelings benutzt werden in Kombination mit weiteren Lebensmitteln. Eine kleine Rezeptübersicht gibt es hier.

-       Anpflanzen

-       Eine schöne Idee für alle mit einem grünen Daumen oder für alle, die es gerne bekommen wollen, ist es, mit Gemüseresten anzubauen.  Viele Gemüsereste eignen sich zum Heranziehen neuer Pflanzen, z.B. bei Kartoffeln, Salat oder Frühlingszwiebeln. Im nahenden Frühling kann das ein schönes Kleinprojekt werden.

-       Bokashi- Eimer 

Mit diesem Begriff ist auf japanisch die Fermentation von Lebensmittelabfällen in einem kleinen Eimersystem gemeint[4]. Es ist eine etablierte Methode, um auch ohne Garten die stofflichen Vorzüge der Bioabfälle zu nutzen. Es gibt Eimer als fertiges Set zu kaufen, oder du baust dir aus 2 Eimern selber einen kleinen Bokashi. Noch dazu brauchst du die “Effektiven Mikroorganismen” (EM) die in dem Eimer “arbeiten”. Es riecht nicht unangenehm, aber du hast immer biologischen Dünger zur Hand! Der Bokashi produziert Dünger schon nach ca. 2 Wochen, viel schneller als ein Kompost und das noch dazu in deiner Küche - es ist kein Garten notwendig!

-       Die Wurmkiste

Neben dem Bokashi ist die Wurmkiste eine andere interessante Variante, deine Bioabfälle in Humus zu verwandeln - und das wäre auch gut auf einem schattigen Balkon möglich[5]. Die Kiste mit Würmern wird immer wieder mit den Bioabfällen gefüllt, sodass die Würmer neue Nahrung bekommen und diese dann zu Humus zersetzen. Es dauert jedoch einige Zeit, bis du den fertigen Humus entnehmen kannst! Aber so fleißige und genügsame Haustierchen sind vielleicht eine Überlegung wert, wenn du dir den Gang zur Biotonne sowie den nährstoffreichen Humus für deine Pflanzen sparen willst.

Viele weitere Anregungen, Rezeptideen und sogar ganze Bücher darüber findet ihr durch kurze Internetrecherche. Dieser Artikel sollte nur als Anregung dienen, Biomüll als facettenreiche Ressource zu betrachten und Neugierde für die vielen Verwertungsmöglichkeiten wecken. Viel Spaß beim Ausprobieren!


Von Magdalena Gutnik