Zero Waste Blog: Wertvoller Zwirn - Textilien nachhaltig nutzen
Aussortierte Sachen zur Altkleidersammlung zu bringen ist für viele selbstverständlich. Immerhin landen sie nicht im Müll oder auf der Straße. Doch was später mit der aussortierten Kleidung passiert, wissen wir oft nicht wirklich. Klar ist, dass durch sogenannte Fast Fashion (eng. schnelllebige Mode) mit fortlaufend wechselnden Kollektionen und schnell produzierter Massenware die Altkleidermenge anwächst.[1] Dabei kann lange nicht alles weiterverwendet werden: Immer weniger abgegebene Kleidung ist noch tragbar, der Rest geht an die Recycling-Betriebe. Diese machen daraus bisher höchstens noch Dämmmaterial oder Malervlies. Was auch dazu nicht taugt, wird als Restmüll verbrannt. So landen zwei Drittel der Altkleider auf dem Müll, wie eine Studie der Unternehmensberatung McKinsey ermittelte. [2]
In ökologischer Hinsicht ist das reine Verschwendung, da die Herstellung von Kleidern enorme Ressourcen verschlingt. Für die Produktion von Hosen und T-Shirts ist ein hoher Einsatz von Wasser, Chemikalien und Energie nötig [3]. Dazu kommt, dass Synthetikfasern beim Waschen Mikroplastik ins Abwassersystem abgeben und dass auf den Transportwegen von Kleidung riesige Mengen an Plastikverpackungsmüll anfällt. Lange Zeit hat sich die Modebranche wenig darum gekümmert, was mit ihren Kleidern nach dem Verkauf passiert. Zu einfach war es, neue Rohstoffe zu besorgen. Das aber ändert sich, denn die Rohstoffe werden knapper und das Bewusstsein der Konsument*innen für nachhaltige Lösungen wächst.
Nicht umsonst widmet sich die Europäische Woche der Abfallvermeidung 2022 dem Thema “Nachhaltige Textilien”. Und auch im Alltag können wir viel dafür tun, Abfall im Zusammenhang mit Textilien zu vermeiden.
Wir haben ein paar Tipps für euch:
1. Weiternutzen: Kleidertauschparties und Umsonst-Läden
Ein neues Outfit ohne viel Geld auszugeben -das wünschen sich viele. Kleidertauschangebote sowie Verschenk- und Umsonst-Läden bieten eine tolle Möglichkeit, um ungenutze Kleidung loszuwerden und sich gleichzeitig etwas Neues zuzulegen. Haltet die Augen offen und informiert euch auf der Remap oder auf entsprechenden Seiten [4] über Angebote in Eurer Nähe.
2. Reparieren und aufpeppen: DIY und Nähcafé
Ein kleines Loch oder ein abgerissener Knopf sind noch lange kein Grund, ein Kleidungsstück auszusortieren. Kleine Defekte und sogar Flecken lassen sich manchmal mit wenigen Handgriffen beheben. Wer sich selbst nicht traut oder nicht das nötige Werkzeug dafür zu Hause hat, kann in einem Nähcafé Unterstützung finden. Viele Nachbarschaftshäuser [5], Stadtteilzentren [6], Kirchen [7] und soziale Träger [8] bieten solche Räume an, in denen gemeinsam Kleidung repariert und aufgepeppt werden kann.
3. Neue Funktion: Taschen und Bänder
Ist ein Kleidungsstück wirklich nicht mehr nutzbar, bietet es sich an, damit kreativ zu werden. Zum Beispiel lassen sich Taschen von Hosen oder Hemden, aber auch Knöpfe und Bänder leicht für neue Projekte nutzen. Es gibt viele Schnittmuster, die sich auch oder sogar besonders gut für alte Textilien eignen. Versucht es doch zum Beispiel mal mit Geschenkband aus alten T-Shirts [9]. Im Zweifelsfalle können zerschnittene Kleidungsstücke noch zum Füllen von Kissen oder Figuren nützlich sein und teures Füllmaterial ersetzen.
[1] https://www.bvse.de/gut-informiert-textil-recycling/studie-2020.html
[2] https://www.mckinsey.de/news/presse/2022-07-14--textile-recycling
[4] https://www.kleidertausch.de/veranstaltungen/liste/?tribe-bar-search=berlin
[5] z.B. https://www.nachbarschaftsetage.de/angebote/kreatives/naehcafe-aus-alt-mach-neu/
[6] z.B. https://www.stzneukoelln.de/gruppen/nahtlos-naehcafe/
[7] z.B. https://www.mekki-steglitz.de/naehcafe-2/
[8] z.B. https://volkssolidaritaet-berlin.de/einrichtungen/interkulturelles-naehcafe
[9] Und noch mehr Ideen findet ihr unter https://www.smarticular.net/upcycling-kleidung-aus-alten-stoffen-neues-naehen/