Zero Waste Blog: Alle Jahre wieder..Müll
Alle Jahre wieder Müll
Eigentlich ist es ein Wunder, dass es Weihnachten noch immer gibt. Schließlich ist es weit über das übliche Konsumskeptiker*innen-Milieu hinaus Konsens, dass das vordergründig religiöse Fest zum Jahresende in der heutigen Form vor allem eines bringt: Stress. Und nach dem vierundzwanzigsten Zwölften eine gewisse Übersättigung, manchmal sogar im wörtlichen Sinn. Sinnbildlich für diese Malaise sind die überquellenden Mülltonnen in der letzten Woche des alten und der ersten des neuen Jahrs. Gleichzeitig sind sie mehr als ein Symbol, nämlich ein handfestes Umweltproblem.
Das doppelte Verpackungsproblem
Leider ist die Datenlage zur weihnachtsbedingten Abfallmenge nicht besonders gut, nur wenige Kommunen veröffentlichen Monatszahlen zum Abfallaufkommen. Löbliche Ausnahme ist die Stadt Dortmund, deren nicht mehr ganz taufrische Daten des Jahres 2012 uns nun als Beispiel dienen müssen. In den Monaten Oktober und November sammelte der örtliche Entsorgungsbetrieb 53.118 und 59.721 Tonnen Abfall ein – im Dezember waren es 103.106 Tonnen![1] Vor allem an den Papiercontainern lässt sich die Ressourcenverschwendung ablesen. Dicke Kartonagen aus dem Versandhandel liegen da neben Geschenkpapier, das eigens dazu hergestellt wurde, um nach wenigen Minuten des Glanzes unter dem Baum aufgerissen und zerknüllt zu werden. Zu allem Überdruss mischt sich noch mit Folien beschichtetes Papier dazwischen, das nicht zum Recycling taugt. Von den Geschenken selbst landet auch so einiges mehr oder weniger früh am Müll – der Fluch der Verlegenheits- und Last-Minute-Geschenke.
Wir müssen reden
Das Gute an der Sache ist: Die alljährliche Umweltsauerei zu Weihnachten ist nicht gottgewollt, sondern menschengemacht. Das heißt, wir können es anders machen. Noch ist Zeit bis Heiligabend. Nutzen wir also den Advent, um mit unseren Lieblingsmenschen gemeinsam Materialschlachten zu verhindern – schließen wir gegenseitige Abrüstungsabkommen! Am Materiellen liegt es selten, wenn die Stimmung an Weihnachten mies ist. Wie das Meinungsforschungsinstitut Emnid letztes Jahr ermittelte, sind enttäuschende Geschenke nur für 1 bis 4 Prozent der Befragten (je nach Altersgruppe) der Hauptgrund für Streit an Weihnachten. Sogar das Fernsehprogramm wiegt schwerer (3 bis 8 Prozent). Als wichtigste Gründe nennen die Befragten altersgruppenübergreifend „zu hohe Erwartungen an die Harmonie“ und „ich kann es mir nicht erklären“.[2]
Wer dem Schenken nicht ganz entsagen mag, kann ja auf abfallfreie oder zumindest abfallarme Geschenke ausweichen: Selbstgemachtes, Gebasteltes, das ohne neu gekaufte Rohstoffe auskommt. Oder warum nicht eine Jahreskarte für Museen, Theater, Schwimmbad oder öffentliche Bibliotheken? Tipp: am besten in doppelter Ausführung, schließlich geht es am Ende nicht um den geldwerten Vorteil, sondern um die gemeinsam verbrachte Zeit. Oder warum nicht eine Spende schenken? Damit lassen sich übrigens auch interessante Zero-Waste-Projekte unterstützen.
Auch gut: Dingen ein zweites Leben schenken
Was aber, wenn die zu Beschenkenden tatsächlich etwas Materielles brauchen? In diesem Fall gibt es Gebrauchtwaren – und in Berlin erstmals zu kaufen im Gebrauchtwarenkaufhaus. Dieser Pop-up-Store hat an den ersten drei Adventswochenenden geöffnet
Re-Use-Pop-up-Store im Circular Economy House Rollbergstraße 26 (früheres Kindl-Gelände)
Berlin-Neukölln
30.11.–2.12.2018, 7.–9.12.2018, 14.–16.12.2018
Freitags jeweils 10–16 Uhr, Samstag und Sonntag 12–20 Uhr
Alle Infos zum temporären Gebrauchtwarenkaufhaus in Neukölln[3]
[1] https://www.dortmund.de/media/p/statistik_3/statistik/veroeffentlichungen/quartalsberichte/Quartalsb...
[2] Zitiert nach statista. Kostenfreien Zugang zu allen Statistiken und Studien von statista gibt es für Ausweisbesitzer*innen des Verbunds der Öffentlichen Bibliotheken Berlins (VÖBB). Einfach auf der Startseite voebb.de einloggen und dann den folgenden Link eingeben: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/899839/umfrage/umfrage-in-deutschland-zu-gruenden-fue...