Zero Waste Blog: Wenn die Technik versagt

Vogelfritten Ingrid Taylar Ccbys A20
Spätestens mit dem Scheitern von Ocean Cleanup müsste allen eines klar sein: Wenn sich Plastik  nicht aus dem Meer fischen lässt, dann darf es dort erst gar nicht hineinkommen. Niemals. Unter keinen Umständen.

Umweltorganisationen bekommen immer wieder erstaunliche Vorschläge für die Lösung der drängenden Probleme. Der Klassiker: Könnte man nicht Plattformen im Polarmeer installieren, auf die sich die Eisbären retten können, wenn ihre Eisschollen weggeschmolzen sind? Und ergänzend die Bären vom Hubschrauber aus füttern, falls ihnen die Beutetiere ausgehen? Nein, lautet die ernüchternde Standardantwort, das funktioniert nicht, wir müssen das Problem an der Wurzel angehen; im Fall der Eisbären die globale Erwärmung stoppen. Auch wenn das für die einzelnen Menschen Umstellungen bedeutet.

Auch beim Plastikproblem ist der Glaube an die technischen Möglichkeiten mächtig. Könnte man das Zeugs nicht einfach aus den Ozeanen herausholen? Der erste größere Versuch ist kürzlich erfolgslos beendet worden. Vier Wochen lang hatte das Team Ocean Cleanup[1] um den 24-jährigen niederländischen Erfinder Boyan Slat im pazifischen Müllstrudel nach Plastik gefischt. Und nichts gefangen.[2]

Doch selbst wenn Ocean Cleanup erfolgreich gewesen wäre – das Wichtigste ist, den Müllstrom ins Meer zu stoppen. Sehr wahrscheinlich, so muss man fairerweise hinzufügen, sieht das Boyan Slat genauso. Während technische Lösungen im Kampf gegen die Plastikflut bestenfalls eine Hoffnung für die Zukunft sind, haben wir doch schon längst erprobte nicht-technische Strategien: Abfallvermeidung, Wiederverwendung und in Maßen auch Recycling. Das heißt freilich nicht, dass der Abschied vom Plastik als Wegwerfmaterial ein Selbstläufer wird. Vielmehr brauchen wir eine grundsätzliche Korrektur der Produktions- und Konsummuster. Auch wenn es, wie beim Klimaschutz, für die Einzelnen mit erst einmal unliebsamen Veränderungen verbunden ist. Da ist das seit Januar in Deutschland geltende neue Verpackungsgesetz, das im Wesentlichen auf die Selbstregulierung der Hersteller setzt,[3] nur ein sehr kleiner Schritt, dem noch viele weitere folgen müssen.

Nebenbei: Ganz neu ist der Versuch, Plastik aus den Meeren zu holen, nicht. Schon seit Jahren haben sich weltweit Tausende der Aufgabe verschrieben, Müll an den Stränden einzusammeln und damit auch zu verhindern, dass die vielen einzelnen Plastikstücke erneut ins Meer gelangen. Auch BUND-Aktive kümmern sich immer wieder um Strände an der Nordsee, allerdings auf hergebrachte Art per Hand.[4] Aber sobald es die Menschheit geschafft hat, den frischen Plastiknachschub in die Weltmeere zu unterbinden, spricht nichts dagegen, Vorhaben wie Ocean Cleanup voranzutreiben.

Foto: Ingrid Taylar, CC BY-SA 2.0, https://creativecommons.org/licenses/by/2.0/