Zero Waste Blog: Raus aus der Stadt, rein ins Vergnügen

Greenville Bjoern Obmann

Mit den Sommerferien beginnt auch die Festivalsaison. Nun stellt sich wie jedes Jahr die Frage, wie Massenveranstaltungen im Grünen (zumindest ein bisschen) grüner werden können und wer dafür was tun muss.

Musik und Mode haben sich deutlich hörbar und sichtbar verändert, doch im Wesentlichen geht es bei den heutigen Festivals nicht sehr viel anders zu als bei der „Mutter aller Festivals“, dem dreitägigen Konzert von Woodstock vor ziemlich genau 50 Jahren. Gut, das Wetter ist in den meisten Fällen deutlich besser als bei der historischen Schlammschlacht, aber sonst blieb ja alles gleich. Das gilt nicht nur für den Spaß, den das gemeinsame Feiern im Freien mit sich bringt, sondern auch für Abfallberge, die zurückbleiben. Auch damals schon, im August 1969 auf den Wiesen von Bethel (NY).[1]

In der Musikbranche beginnt man erfreulicherweise den Müll-Output der Festivals als Problem zu sehen.[2] Die Veranstalter eines der populärsten Events beziffern die Hinterlassenschaften der Besucher*innen auf durchschnittlich 15 Kilo Abfall pro Kopf.[3] Nun hat sich die Zahl der Veranstaltungen über die Jahrzehnte vervielfacht. Allein für den Juli 2019 listet ein Festivalkalender 75 große Musikfestivals in Deutschland auf, die meisten davon mehrtägig. Dazu kommen weitere Veranstaltungen in diversen europäischen Nachbarländern. Im August sind es mit 70 Festivals nur geringfügig weniger.[4]

In Großbritannien schätzt der Branchenverband „Association of Independent Festivals“, dass jeden Sommer rund 250.000 Zelte auf den Festgeländen zurückgelassen werden.[5] Da regelmäßig zu Saisonbeginn billigste Campingausrüstung in den Handel kommt, sparen sich etliche Feierlustige die Mühe, Zelte, Campinghocker und Schlafsäcke mit nachhause zu nehmen. Nicht hilfreich ist in diesem Zusammenhang der Glaube, die zurückgelassenen Dinge kämen Bedürftigen zugute. Welche Hilfsorganisation kann auf einen Schlag etwas mit tausenden Zelten minderer Qualität anfangen? Das Zeug kommt größtenteils einfach in den Müll.

So langsam aber wird darüber diskutiert, wie Festivals ihre Ökobilanz verbessern können.[6] Die Green Music Initiative wirbt schon seit einigen Jahren für mehr ökologische Sensibilität bei den Großveranstaltungen.[7] Der Zerowasteverein ist in der Saison 2019 mit Workshops auf verschiedenen Festivals präsent.[8] Und die BUNDjugend Berlin hat schon 2016 fünf Tipps für das umweltfreundlichere Feiern formuliert:

1. Fahr mit dem Zug oder Bus, such dir nette Mitfahrer*innen oder komm am besten gleich mit dem Fahrrad.

2. Green­Camping­Bereiche sind nicht mit dem Auto befahrbar und bieten die Möglichkeit zur Mülltrennung. Oft kann man sich auch aufgebaute Zelte mieten.

3. Um den eigenen Müllberg möglichst klein zu halten, empfiehlt es sich wiederverwendbares Geschirr und haltbare Lebensmittel mitzubringen. Letztere können auch am Ende des Festivals an Food Sharing gespendet oder mit anderen getauscht werden.

4. Investiere in eine gute Regenjacke, Gummistiefel und ein ordentliches Zelt. Diese Sachen kannst du auch im nächsten Jahr wieder gebrauchen. Ganz im Gegensatz zu den Einwegregenponchos, die umsonst verteilt werden.

5. Da die Inhaltsstoffe direkt vom Duschen oder Baden in die Natur gelangen: ökologisch abbaubare Seife und Sonnencreme verwenden.[9]

Foto: Björn Obmann