Zero Waste Blog: Die nächste Erde bitte!

Globus Klo Sp
Wer bei Ressourcen nur an Bodenschätze wie Erz, Coltan, Phosphat, Kohle oder Öl denkt, vergisst die wesentlichen Güter, die die Natur für uns bereitstellt und ohne die kein menschliches Leben auf dem Planeten denkbar ist: saubere Luft, Trinkwasser, fruchtbare Böden, Artenvielfalt in Flora und Fauna. Der Gesamtheit dieser ökologischen Güter und Dienstleistungen bzw. der Fähigkeit, diese zu reproduzieren (Biokapazität), steht der globale Verbrauch, der ökologische Fußabdruck gegenüber. Die Denkfabrik Global Footprint Network[1] hat Biokapazität und ökologischen Fußabdruck der letzten Jahrzehnte zueinander ins Verhältnis gesetzt. Ihrem Modell zufolge verbraucht die Menschheit seit den 1970er-Jahren pro Jahr mehr an Ökosystemleistungen, als in 365 Tagen regeneriert werden kann. Und zwar immer mehr.

1971 lag der Tag, an dem die rechnerisch für das laufende Jahr zur Verfügung stehenden Ökoressourcen zu Neige gingen, noch im Dezember.[2] Inzwischen hat sich der Earth Overshoot Day (deutsch: Welterschöpfungstag, Erdüberlastungstag oder Ökoschuldentag) in den Sommer vorgeschoben. Wir verbrauchen die Natur also 1,75 Mal so schnell, wie sie sich regeneriert. Anders gesagt: Mit der aktuellen Art zu wirtschaften bräuchten wir eigentlich 1,75 Erden.

Wenn alle so lebten wie wir …

Aber wer genau ist nun „wir“? Die benötigten 1,75 Erden sind schließlich nur ein globaler Durchschnittswert. Wenn die gesamte Weltbevölkerung so lebte wie die Menschen in den USA, wären genau 5,0 Erden nötig. Wenn sie sich Australien zum Vorbild nähme, wären es 4,1 Erden, während es im Falle Russlands 3,2 Erden wären. Deutschland kommt mit 3,0 Erden nur unwesentlich bescheidener daher.[3] Dementsprechend war der deutsche Erdüberlastungstag 2019 schon deutlich früher, nämlich am 3. Mai.[4]

20 Staaten erreichten 2019 ihren nationalen Earth Overshoot Day früher als die Bundesrepublik, am schnellsten von ihnen Katar (11. Februar), gefolgt von Luxemburg (16. Februar), den Vereinigten Arabischen Emiraten (8. März), Bahrain (10. März), Kuwait (11. März) und den USA (15. März). Spätester Earth Overshoot Day eines EU-Staats war den Berechnungen des Global Footprint Networks zufolge übrigens der 12. Juli mit Rumänien. Wenig überraschend gilt die Faustregel „je ärmer das Land, desto geringer die ökologischen Schulden“. Wenn die gesamte Weltbevölkerung so leben würde wie die Menschen in Niger und Kirgisien, wäre der globale Earth Overshoot Day erst am 25. bzw. 26. Dezember erreicht.[5]