Zero Waste Blog: Weltaufräumtag

Kaffeebecher Sp 2

Am 21. September ist World Cleanup Day. Rund um den Globus treffen sich lokale Initiativen, um gemeinsam ihre Umgebung von Müll zu säubern. Ist das Aktionismus oder gelebter Umweltschutz? Wahrscheinlich von beidem etwas.

Die Ankündigung auf der Seite der estnischen Stiftung Let’s Do It klingt beeindruckend: 36 Millionen Menschen in 169 Staaten wollen an einem Samstag im September Müll einsammeln gehen.[1] Nur aus einigen wenigen Ländern – beispielsweise Nordkorea, Turkmenistan, Tschad und Honduras – liegen keine Teilnahmezusagen für den World Cleanup Day vor. (Randnotiz: Dieser internationale Aktionstag geht auf Müllsammelaktionen in Estland zurück und findet in der aktuellen Form erst seit 2018 statt. Natürlich gibt es gemeinschaftliches Müllsammeln schon länger und an vielen Orten; etwa in Bayern erstmals 1949 unter dem Namen „Rama dama“, was so viel wie „Räumen tun wir“ bedeutet.[2])

Auch in Berlin haben sich viele Initiativen auf der Plattform der gemeinnützigen GmbH wirBerlin eingetragen, um Straßen, Grünanlagen und Spielplätze zu säubern. In den meisten Fällen treffen sich Schulklassen und Kitas zum Großputz in der unmittelbaren Umgebung ihrer Bildungsstätte, aber auch Firmen, soziale Einrichtungen, Hausgemeinschaften und Einzelpersonen machen mit.[3] Unterstützt werden diese Initiativen von der BSR, die Besen, Greifer, Handschuhe und Greifer zur Verfügung stellt und vor allem den gesammelten Müll anschließend abtransportiert.

Müllsammeln stärkt das Verantwortungsgefühl

Was ist von diesem Aktionstag zu halten? Fangen wir mit den positiven Aspekten an. Da ist zunächst die praktische, ja sinnliche Beschäftigung mit dem Thema Müll. Wer sich einmal vorgenommen hat, einen bestimmten Bereich – und sei er noch so klein – komplett von Unrat zu säubern, beginnt die vielen Dinge, die einfach nicht in die Stadtlandschaft gehören, in ihrer Masse wahrzunehmen. Zigarettenkippen, Plastikflaschen, Kaffeebecher, Plastikbesteck, Folien, Plastiktüten, Kronkorken, Verpackungen aller Art, Elektroschrott, ausrangierte Möbel …

Es ist eher unwahrscheinlich, dass die Kinder und Jugendlichen, die am Weltaufräumtag Müll aus dem Gebüsch holen, an den restlichen 364 Tagen ihren Abfall einfach auf die Straße werfen. Im Rahmen des Aktionstags drängt es sich auf, über Müll im Allgemeinen zu sprechen; nicht nur über das Aufsammeln und Trennen, sondern vor allem über das Vermeiden. Auch bei der Herausbildung eines Verantwortungsgefühls für die gemeinsame Umwelt könnte der World Cleanup Day helfen.

Alles ab in den Restmüll

Der unmittelbare Umweltnutzen ist dagegen überschaubar. Gut, die Müllsammelaktionen am 21. September geht über die Leistungen der normalen Straßen- und Parkreinigung hinaus und jedes Plastikfitzelchen, das nicht von den Herbststürmen in die Fließgewässer getragen wird, verringert die Vermüllung der Meere (auch wenn das hiesige Littering nur eine sehr kleine Quelle für den Plastikeintrag in die Gewässer darstellt). Weniger gut ist allerdings, was mit dem eingesammelten Müll passiert. Der landet nämlich unsortiert in der Müllverbrennungsanlage, statt nach weiterer Verwend- oder Verwertbarkeit sortiert zu werden.

Fatal wäre es, wenn der Weltaufräumtag den Eindruck vermittelte, das Müllproblem sei mit einer ordentlichen „Entsorgung“ der Abfälle erledigt. Ganz im Gegenteil: Damit gehen die Sorgen erst richtig los. Als Ressourcenschutzfans würden wir uns freuen, wenn Aktionstage wie der World Cleanup Day stärker den Kern des Problems ins Visier nähmen: die Produktion von viel zu vielen Dingen, die viel zu kurz genutzt werden.

Sind auch Greenwasher dabei?

Klingt ein bisschen arg theoretisch, nicht wahr? Dann hätten wir einen ganz konkreten Vorschlag. Wie wäre es denn, wenn die Let’s Do It Foundation als Organisatorin des internationalen Aktionstags mal einen kritischen Blick auf ihre Sponsoren würfe? Unter ihnen ist ausgerechnet der Coca-Cola-Konzern gleich doppelt vertreten (in Gestalt des baltischen Plastikflaschenabfüllers Coca Cola HBC Baltics und der internationalen Coca Cola Foundation).[4] Es fällt schwer zu glauben, dass die Leute von Let’s Do It nicht wissen, welche destruktive Rolle der Einweg-Brause-Multi bei der Demontage des Mehrwegsystems spielt.[5]

Es gibt also viel zu besprechen anlässlich des Weltaufräumtags, genauer gesagt beim begleitenden „Think Global Act Local“-Event am Steinplatz in Berlin-Charlottenburg (21. September, 14–19 Uhr).[6] BUND-Vertreter*innen diskutieren über Deutschlands Rolle als Verpackungseuropameister, den kürzlich erschienenen Plastikatlas[7] und natürlich über den World Cleanup Day selbst.