Zero Waste Blog: Die Kunst des Trennens
Klar: Der beste Müll ist immer der, der erst gar nicht entsteht. Aber was tun mit dem, den es dennoch gibt? Damit viel recycelt wird und möglichst wenig Schäden durch die Entsorgung entstehen, kommt es durchaus auf die richtige Trennung an.
Dass wir in Deutschland nicht gerade Recyclingweltmeister*innen sind, spricht sich langsam herum.[1] Aber trennen wir den Müll wenigstens weltmeisterlich? Sagen wir mal so: Die Konkurrenz ist hart. In Japan steht richtige Mülltrennung bereits in der Grundschule auf dem Lehrplan, in Tokio umfasst die Broschüre zur korrekten Abfallentsorgung 24 Seiten.[2] In Korea gilt es für verschiedene Sorten Plastikmüll ebenso verschiedene Mülltüten zu nutzen wie für unterschiedlich große Papier- und Pappeabfälle,[3] das Gewicht des Biomülls wird elektronisch erfasst und zum Monatsende in Rechnung gestellt[4] – und wer sich nicht an die Regeln hält, muss mit öffentlicher Anprangerung rechnen (Videoüberwachung macht’s möglich …).[5] Im slowenischen Ljubljana sind Abfallbehälter für Glas, Verpackung und Papier frei zugänglich, um Rest- und Biomüll zu entsorgen braucht man hingegen eine Chipkarte.[6]
Müßig zu erwähnen, dass in den genannten Ländern bzw. Städten das Mülltrennung überaus gut funktioniert. Aber was können wir unter den gegebenen Umständen noch besser machen bei der Mülltrennung? Zunächst einmal das Prinzip Mülltrennung akzeptieren und ernstnehmen. Mülltrennungsskeptiker*innen behaupten gern: „Das wird doch alles sowieso wieder zusammengekippt“. Falsch, ganz falsch! Getrennter Müll wird allenfalls dann wieder zusammengekippt, wenn er falsch getrennt wurde. Das lässt sich also vermeiden. Hier eine Übersicht der wichtigsten Faustregeln für die richtige Entsorgung. Herzlichen Dank an Fabian Brettel vom Berliner Abfallcheck[7] für den fachlichen Input!
Altpapier
Altpapier ist die dankbarste Müllfraktion. Es ist ein kostbarer Rohstoff und ohne große Mühe richtig zu entsorgen. So ist es völlig unnötig, bei Briefumschlägen mit Sichtfenster Folien herauszutrennen oder die Metallklammer aus zusammengetackerten Akten zu entfernen. Leichte Ölflecken auf dem Pizzakarton oder Mehlstaub in der leeren Mehlverpackung sind ebenfalls unproblematisch (Käse- und Tomatenreste bitte entfernen). Einzige Einschränkung: Thermopapier wie zum Beispiel Rechnungen sollte nicht ins Altpapier, sondern in den Restmüll, weil es die hormonell wirksame Chemikalie Bisphenol A enthält.[8]
Verpackungsmüll
Diese Überschrift ist etwas irreführend, denn in die gelbe Tonne darf weit mehr als nur Verpackungsmüll. Reden wir also besser von Wertstoff. Neben allen Verpackungen, die mit dem Grünen Punkt gekennzeichnet sind (ausgenommen Glas), dürfen auch „stoffgleiche Nichtverpackungen“ aus Metall, Plastik und Verbundstoffen rein. Zum Beispiel kaputte Bratpfannen oder Badeenten (wenn sie wirklich nicht mehr zu gebrauchen sind). Entscheidend ist nicht die Kennzeichnung, sondern die Materialbeschaffenheit. Damit die Sortieranlage die einzelnen Stoffe aber richtig erkennt und nicht für zu verbrennende Störstoffe hält, sollten sie einzeln daherkommen: der Joghurtbecher getrennt vom Aludeckel, Getränkekartons getrennt vom Plastikdeckel, dicke Plastikschalen für Wurst- oder Käseaufschnitt ohne die dünnere Plastikfolie. Was man tunlichst unterlassen sollte: Folien (zum Beispiel die Aluverpackung von Schoko-Weihnachtsmännern) in klitzekleine Kügelchen zu zerknüllen. Denn die fallen im ungünstigsten Fall durch das Sortiersieb und kommen zum Restmüll.[9] Bei dieser Gelegenheit gilt es mit einem weitverbreiteten Irrtum aufzuräumen: Lebensmittelverpackungen müssen vor der Entsorgung in der Wertstofftonne nicht abgespült werden, das ist Warmwasser- und Spülmittelvergeudung. „Löffelrein“ reicht völlig – in der Raviolidose sollten also keine Ravioli mehr sein, Spuren von Tomatensauce sind dagegen unproblematisch.
Altglas
Sollen die Deckel ab, bevor Flaschen und Schraubgläser in den Altglascontainer fliegen? Besser ja. Für die modernen Altglassortieranlagen ist es zwar überhaupt kein Problem, die Deckel herauszufischen, schließlich bleiben sie im Gegensatz zum Glas am Stück – der wertvolle Rohstoff Glas wird somit nicht verschmutzt. Allerdings können wir als Entsorgende niemals wirklich sicher sein, dass die Glasrecycler die herausgefischten Deckel dem Recycling zuführen. Um das zu gewährleisten, nehmen wir also die Deckel besser ab und geben sie in die gelbe Tonne. Apropos Deckel: Kork, der zu einem hervorragenden biologischen Dämmstoff recycelt werden kann, nehmen die BSR in den Wertstoffhöfen und diverse andere Sammelstellen[10] an. Viel wichtiger als der Umgang mit den Deckeln ist aber das genaue Sortieren nach Farben. Besonders empfindlich ist Weißglas – hier reicht schon ein halbes Prozent „Fehlwürfe“ (also farbiges Glas), um die Sammlung wertlos zu machen. Wenn sich Farben nicht eindeutig zuordnen lassen, sollten die Gläser oder Flaschen zum Grünglas, weil es am meisten Fremdfarben aufnehmen kann.[11] Auf keinen Fall ins Altglas dürfen Fensterglas, Aquarien, Trinkgläser und Keramik (bitte in den Restmüll) – und natürlich auch keine Mehrwegglasbehälter, schließlich ist angesichts des Energieeinsatzes beim Einschmelzen das Wiederverwenden immer günstiger.[12] Leider werden in Berlin immer mehr Tonnen aus den Höfen abgezogen und durch „Iglus“ in der Nachbarschaft ersetzt – doch dagegen kann man sich wehren![13]
Biomüll
Weil die Biotonne erst vergangenen April flächendeckend in Berlin eingeführt wurde,[14] gibt es hier und da noch Unklarheiten darüber, was rein soll und was nicht. Dazu ist wichtig zu wissen, dass der Berliner Biomüll zum allergrößten Teil für die Vergärung in Biogasanlagen eingesammelt wird. Wer noch im Kopf hat, welche Regeln für die Kompostierung im Garten gelten, ignoriere dieses Wissen bitte. In die Biogasanlage dürfen viel, viel mehr organische Abfälle als auf den Komposthaufen. Deshalb sollen Essenreste jeder Art in die Biotonne. Das gilt gerade auch für Fleisch, Milchprodukte und Fette. Es darf gern flüssig sein: Suppen gehören nicht ins Klo, sondern in die Tonne (Korrektur: In erster Linie gehören sie natürlich in den Magen!). Um die Bioabfälle in der Wohnung zu sammeln, empfiehlt es sich, einen Eimer mit Zeitungspapier auszulegen, das dann mit dem Biomüll in die braune Tonne kommt. Oder man nutzt ohnehin vorhandene leere Verpackungen als Bioabfallbehälter, bevor man sie in die gelbe Tonne gibt, zum Beispiel große Saftpackungen oder Katzenstreubeutel. Apropos Katzenstreu: Tierexkremente mit oder ohne Streu müssen in den Restmüll. Unbedingt Abstand nehmen sollte man von sogenanntem Bioplastik als Müllbeutel. Die aus Maisstärke hergestellten Tüten sind theoretisch zwar kompostierbar, aber ihr Abbauprozess dauert wesentlich länger als der des eigentlichen Bioabfalls, weswegen sie als Störstoff aus dem Bioabfall entfernt und verbrannt werden. Übrigens haben diese Tüten in der Herstellung eine miese Umweltbilanz.[15]
Restmüll
Vorausgesetzt im Haushalt wohnen keine einwegwindeltragende Kinder oder streuverbrauchende Haustiere, bleibt bei konsequentem Trennen für die Restmüll gar nicht mehr so viel übrig. Vorbildliche Müllvermeider*innen kommen sogar mit einem Einmachglas pro Jahr aus.[16] Ein bisschen Kehricht, Scherben, abgelaufene Medikamente, Asche, Zigarettenstummel – mehr ist es eigentlich nicht, schließlich gehören Elektrogeräte (sofern nicht weiterverwendbar oder reparabel), CDs/DVDs, Batterien, LEDs, Energiesparlampen, Farben, Lacke, Lösungsmittel etc. nicht in die Restmülltonne, sondern in Rückgabeboxen beim Handel bzw. auf die BSR-Höfe. Bei potenziell noch verwendbaren Gegenständen ist der Wurf in die Tonne oder die Abgabe im Wertstoffhof sowieso die letzte Option, wenn Verkaufen, Tauschen oder Verschenken wirklich nicht funktioniert.[17]
Noch Fragen? Die klären die Expert*innen des Berliner Abfallchecks[18] gern bei einem Hausbesuch!
[2] https://www.manager-magazin.de/politik/weltwirtschaft/plastikmuell-die-top-recycler-a-1206749-2.html