Zero Waste Tipp: Gelber Sack oder Wertstofftonne?
Gelbe Säcke oder Tonnen – in Berlin gibt es beides. Dazu noch orangene Behälter. Auf allen steht „Wertstoffe“. Aber was heißt das eigentlich? Eine der häufigsten Fragen, die wir als Berliner Abfallberater*innen des BUND in unseren Gesprächen in Haushalten und an Infoständen beantworten müssen, ist die nach dem Unterschied zwischen Gelbem Sack, Gelber Tonne und Wertstofftonne. Vielen Neu-Berliner*innen, die „aus ihrer alten Heimat“ bislang nur den Gelben Sack kannten, ist der Unterschied gar nicht bewusst, so dass wir sie darauf erst aufmerksam machen müssen. Bei „Alteingesessenen“ trägt in Berlin die Historie zur Verwirrung bei: Bis 2013 gab es Gelbe Tonne, Gelbe Tonne Plus und eine Orange Box, seitdem gibt es nur noch eine Wertstofftonne. Orangene und gelbe Behälter finden sich aber weiterhin in vielen Berliner Hinterhöfen (es sind trotzdem alle gleichermaßen Wertstofftonnen)1
Wertstofftonne und gelber Wertstoffsack in Berlin
Egal ob Sack in Gelb oder Tonne in gelber oder orangener Farbe, in Berlin werden darin immer „Wertstoffe“ gesammelt. In den Wertstoffsack oder die Wertstofftonne gehören nahezu alle Stoffe aus Kunststoff oder Metall hinein, die recycelbar sind. Also auch Plastik und Verbundstoffe die keine Verpackung darstellen, zum Beispiel ausgediente Plastikschüsseln, alte Zahnbürsten oder kaputtes Plastikspielzeug.. Metalle wie z.B. Töpfe und Pfannen ebenso.2 Der Vorteil liegt auf der Hand: Es wird nach Stoffen getrennt und nicht nach ihrer Funktionalität (Verpackung vs. Nicht-Verpackung).
Gelbe Tonne oder Gelber Sack in Deutschland
In den in vielen Gebieten Deutschlands noch üblichen „klassischen“ Gelben Sack gehören dagegen nur Verpackungen. Er beruht auf dem sog. Dualen System, das es seit fast 30 Jahren gibt. Da der Gesetzgeber sich mit der Abfallwirtschaft nicht darauf einigen konnte, eine bundeseinheitliche Wertstofftonne einzuführen, entsteht dieser Flickenteppich, der maßgeblich zur Verwirrung mit beiträgt.
Wie funktioniert das Duale System?
Damit die Verpackungshersteller nicht selber ihre Verpackungen zurücknehmen und recyclen müssen, beauftragen sie Dienstleister, der Erste und Bekannteste – aber nicht der Einzige – ist der Grüne Punkt. Bevor die Verpackung in Verkehr gebracht wird, muss sie vom Hersteller angemeldet werden, und die Abholung und das Recycling bezahlt werden. Diese Ausgaben werden von den Herstellern in den Verkaufspreis ihrer Waren mit einkalkuliert, dafür ist aber die Abholung der Tonnen kostenlos. Wir, als Endverbraucher, bezahlen die Abholung und Entsorgung also schon beim Einkauf. Dies gilt sowohl für Verpackungen im Gelben Sack als auch in der Wertstofftonne.3
Berliner Farbenlehre
Viele Berlinerinnen und Berliner haben im Hof eine orangene Tonne (früher „Orange Box“) stehen. Auch das ist seit 2013 eine Wertstofftonne. Textilien und Elektrokleingeräte gehören seitdem nicht (mehr) in die Wertstofftonne. Egal welche Farbe sie hat!
Um solche Abfälle zu vermeiden oder wenigstens korrekt zu entsorgen, gibt es eine Reihe von Alternativen: Auf www.remap-berlin.de findet ihr u.a. Möglichkeiten, noch brauchbare Textilien zu verschenken oder sie einer vertrauenswürdigen Altkleidersammlung zu übergeben. Stoffreste können außerdem als Nähstoffe weiter verwendet werden. Zur Not lässt sich nahezu jedes Textil noch als Putzlumpen verwenden. Erst nach dem Zweit- oder Drittleben können sie in der Restmülltonne entsorgt werden.
Elektrokleingeräte müssen von allen großen Fachhandelsgeschäften mit über 400 qm Verkaufsfläche kostenlos zurück genommen werden. Auf den Recyclinghöfen der BSR können sie auch abgegeben werden. Alle Infos dazu sind ebenfalls auf der ReMap zu finden. (Beachten Sie die ggf. coronabedingt veränderten Öffnungszeiten der BSR-Höfe auf www.bsr.de)
Auf der Papierverpackung ist ein Grüner Punkt. Wohin damit?
Hier gilt die goldene Regel: Nach Material trennen. Also in die Papiertonne. Da Papierverpackungen da mit (neben Zeitschriften, Büchern etc.) hinein gehören, zahlt ihr einen Teil der Tonnenabholung auch hier bereits beim Einkauf mit. Daher ist die Papiertonne auch wesentlich preisgünstiger als etwa die Restmülltonne.
Ich habe gehört, ein Teil wird trotzdem verbrannt, lohnt sich das Trennen dann überhaupt?
Ja, es lohnt sich trotzdem. Denn würde alles in die Restmülltonne wandern, so würde alles verbrannt werden und (bis auf einen Teil der Metalle) gar nichts mehr recycelt. Für Recyclingfirmen ist es ganz besonders wichtig, permanent und verlässlich möglichst gut sortiertes Material aus den „bunten“ Tonnen fürs Recycling zu bekommen. Nur dann können sie auf Dauer und stabil ihre Anlagen bauen und finanzieren. Deswegen ist korrektes Trennen so wichtig für eine funktionierende Kreislaufwirtschaft. Einwandfrei getrennt lassen sich Glas, Papier, Metalle und Plastik dann auch besser recyceln. Da aktuell nicht immer alles aus den „bunten“ Tonnen recycelt wird, müssen wir uns aber auch hier noch verbessern. Aktuell sind im Verpackungsgesetz verschiedene Quoten festgelegt, die Hersteller müssen daher nur einen Teil recyceln. Zum anderen werden Verpackungen immer komplizierter und raffinierter, die Sortiermaschinen können viele solcher komplexen Stoffe nicht mehr auseinander halten. Auch hier ist der Gesetzgeber gefragt. Als Verbraucher können wir besser trennen, z.B. den Aluminiumdeckel vom Joghurtbecher ganz abziehen (beides gehört getrennt voneinander in die Wertstofftonne) und Forderungen an die Politik stellen, damit die Recyclingquote sich erhöht.